Nördliche Altstadt -
Rundgang als Stadtführung auf Gegenseitigkeit

Beitrag & Fotos von Matthias Ebert, Stadtviertelbewohner und Initiator des Rundgangs

Am Sa, den 11.9.2021 um 10 Uhr trafen sich sieben Nachbarn von Burgberg und Altstadt auf der Essenbachbrücke zur ersten Nachbarschafts-Stadtführung auf Gegenseitigkeit.

Idee: Jeder weiß was (anderes) über den Stadtteil und wir schauen uns das dann gemeinsam vor Ort an.

Und es hat geklappt: Ute, Astrid, Hanna, Gudrun, Karola, Peter und Matthias waren knapp zwei Stunden unterwegs.
Und man kann jetzt schon sagen: Erlangen ist ein Dorf …mit noch ungelösten Rätseln!

Unser erstes Rätsel war die Schwabach selbst: Kommt der Name von den Schwaben oder von Schwappbach, einem kleinen Fluss, der dahin plätschert und nach einem Regen gern mal überschwappt?

Kommt Essenbach von „Esse des Bachs“ (Das Dorf über dem Bach) oder von „Esse“ (Schmiedefeuer)?

Gesichert ist, dass der Essenbach Wasserräder angetrieben hat, die bei der weltweit ersten Bleistiftspitzerfabrik (KUM) standen. Dazu später mehr.

Unser besonderes Interesse galt dann der Häuserzeile, die sich entlang der Bayreuther Str. zum ehem. Bayreuther Tor hochzieht.

Wir steuerten zuerst den Fisch über der Tür von Haus 22 an: Das Stadtfischerhaus der Familie Rudelt, zu der früher auch die Rudeltweiher hinterm Burgberg gehörten und die hier ihre – wie wir hoffen – frischen Fische verkauften …in Schwabachwasser gewässert.

Weiter gings auf das (von der Straße aus unsichtbare) Plateau auf Hausdachhöhe hinter der Häuserzeile. Hier stand früher ein Bauernhof mit Brunnen. Das erzählte uns die Besitzerin, die wir zufällig trafen und auch gleich eine sehr entfernte Verwandtschaft mit einer Teilnehmerin feststellen konnten.
Quasi: Die Enkelgeneration des Bauerndorfs von Erlangen trifft sich zufällig.

Geschäfte waren hier in der Bayreuther Straße die Bäckerei Schmidt und der Kramerladen Bauerreis gegenüber.

Dann kamen wir zum letzten Höhepunkt: zur alten Posthalterei von 1650 am Bayreuther Tor (heute Steinbach). Der Organisator des Rundgangs hatte dafür extra ein Hufeisen dabei (siehe Foto).

Denn: Die sandigen Wege rund um den Burgberg und entlang der Schwabach bis Baiersdorf waren ein echtes Verkehrshindernis für die Postkutschenroute Nürnberg-Hamburg (heute B2).

Um damals Erlangen an den Fernverkehr anzuschließen, mussten Zugpferde zusätzlich angekoppelt werden: Aus Zweispanner-Kutschen wurden Vierspanner, und das dauert etwas.

Aber wo standen diese Pferde und wie wurden sie versorgt?

Sicher nicht weit vom Fluss: Die Schwabach wäre die ideale Pferdetränke mit angrenzender Weide dafür.

Und vielleicht versorgte dort auch eine Hammerschmiede die Zugpferde mit Hufeisen und die Bauernstadt Erlangen mit Eisenwaren. Kommt daher der Name „Esse“, im Wort Essenbach.
Das ist jetzt eine bloße Vermutung und wir suchen noch Belege. Wer etwas weiß, bitte gerne melden.

An Pferdewechselstationen (franz. Relais) lagen früher oft auch Gasthöfe („Zur Post“), um im Trockenen auf die Kutsche zu warten, in der erzwungenen Reisepause etwas zu essen oder bei Bedarf auch zu übernachten.

Und wenn’s mal wieder länger dauert, half wohl nur eins: Warten und Bier trinken!

Und wegen der vielen Bierkutschen zwischen Burgberg und Altstadt wurde später das Bayreuther Tor abgerissen! Liebe Erlanger: Man kann eine Sache auch übertreiben

Abschließend erinnerte sich Ute an ihrer Kindheit, als die amerikanischen Panzer durch die überschwemmte Essenbachstraße fuhren und zeigte uns eine unscheinbare Hochwassermarke auf Brusthöhe am Hauseck gegenüber der Bäckerei Gulden.

Damit ging ein eindrucksreicher, entspannter Vormittag zu Ende, der gerne mal wiederholt werden kann. Dann 200m in eine andere Richtung